|
|
|
|
Mit 50 in Hamburg
|
Sportlehrer
Wenn man
ein relativ bewegungsbegabter Mensch war, musste man
nicht unbedingt diese Veranlagung zum Beruf machen. Ich
wollte ja eigentlich fliegen. Daraus wurde aus
medizinischen Gründen nichts. So wurde ich
Flugzeugtechniker. Als sich mir dann aber die Chance bot,
statt an die Technik, in den Sport zu wechseln, zögerte
ich nicht.
|
Als
meine Mutter und meine Schwester 1960 über die damals
noch offene Grenze in Berlin nach Westdeutschland
ausreisten, war ich gerade Sportoffizier in Cottbus
geworden. Sehr schnell hatte die Stasi diesen Umstand
mitbekommen und mir böse Vorwürfe gemacht, das nicht
verhindert zu haben. Ich wurde aufgefordert eine
schriftliche Stellungnahme abzugeben und zu erklären,
dass ich jeglichen Kontakt mit meinen Angehörigen
meiden werde. Anderenfalls wolle man mich auf eine
Funkmessstation irgendwo in der "Taiga"
versetzen (verbannen). Ich gab eine schriftliche Stellungnahme ab,
die aber einen Antrag auf Entlassung aus der Armee zum
Inhalt hatte. Darauf folgten etliche Schikanen. Mir
wurde angedroht in Unehren aus der Armee entlassen zu
werden und das Studium nicht fortsetzen zu dürfen. Ich
durfte fortan nicht mehr Dienst tun, weder als OvD, OvF
noch als Sportlehrer. Gleichwohl hatte ich mich täglich
beim OvD zu melden. Das Entlassungsverfahren zog sich
dann über etwa ein Jahr hin. Die Androhung des
unehrenhaften Ausscheidens aus der Armee nahm ich zum
Anlass, einen Brief an den Verteidigungsminister zu
schreiben und zu fragen, ob das der Dank für 6 Jahre
Dienst für die DDR sein könne. Andere
Klassenkameraden, die nicht zur Armee gegangen seien, so
argumentierte ich, hätten in dieser Zeit bereits das
Studium abgeschlossen und evtl. schon promoviert.
Ich schied "in
Ehren" aus. Aber es war etwas in mir irreparabel
kaputt gegangen. Die Überzeugung, für eine gute Sache
eingetreten zu sein, war dahin. Das Regime hatte seine
Fratze gezeigt.
|
Das
Lehrerkollegium an der POS Im
Hintergrund die Wartburg
|
Meine
erste Dienststelle im zivilen Beruf war eine POS
(Polytechnische Oberschule) in Eisenach. Eine Wohnung zu
finden war schwerer. Dabei half mir Freund K.. Der
belaberte auf seine typische Art den Sachbearbeiter und
schon hatte ich eine Wohnung, hoch über der Stadt mit
Blick auf die Wartburg, nähe Breitengescheid, oberhalb
vom Prinzenteich. Wollte man sein Haus erreichen, musste
man ca. 100 m Höhendifferenz überwinden. Meine
damalige Frau bekam gleich in der Nähe eine Anstellung
an der Reichsbahnfachschule. |
"Musch"
M., Eckardt D. und ich beim Betriebsausflug.
|
Es
gehörte mit zu meinen Aufgaben, Schulklassen zum
Unterricht in die Produktionsstätten (Einführung in
die sozialistische Produktion ESP) zu begleiten. Dabei
ging es darum, dass Kinder frühzeitig das Leben am
sozialistischen Arbeitsplatz kennen lernen sollten. Sie
wurden dort auch eingesetzt Hilfsarbeiten durchzuführen.
Mich führte es in eine Produktionsstätte für
Fahrzeugelektrik (FER), dessen Hauptwerk sich in Ruhla
befand. Die Kinder sollten dort Plastikteile entgraten,
Fahrradscheinwerfer verpacken, etc.. Ich saß in der
Zeit viel beim sich langweilenden Ingenieur A. herum,
der zufällig der Mann meiner Sportlehrerkollegin war.
In dieser Zeit veranstaltete man von Seiten der Politik
eine Kampagne gegen das Westfernsehen. Man solle
freiwillig den entsprechenden West-Kanal aus seinem
Fernseher ausbauen und ihn bei seinem Vorgesetzten
abgeben. Der Kanal bestand aus einem Plastikteil mit
einer Spule und war wirklich leicht zu entfernen. Wir
gaben den Kanal ab und hatten längst wieder eine
Quelle, von der wir einen neuen beziehen konnten. In
Eisenach konnte man den NDR vom Sendemast auf dem Hohen
Meißner empfangen. |
Mit der
Turnriege bei einem Ausflug auf den Thüringer Wald
Als
ich kurz nach der Wende der POS einen Besuch abstattete,
traf ich Karl-Heinz D. und Eckard D. an. Sie haben
buchstäblich ihr ganzes Berufsleben in dem Gebäude
verbracht, in dem sich eigentlich nicht viel verändert
zeigte, als ich es nach ca. 30 Jahren wieder betrat.
|
<<<
Mit der Turnriege unserer Schule unternahm ich erste
Versuche als Übungsleiter. Wir bereiteten uns auf
lokale/regionale Wettkämpfe vor und versuchten so gut
es ging uns zu positionieren. Zur Belohnung für den
Fleiß gab es dann und wann einmal einen Ausflug. Den
Kleinbus stiftete dann der Polizeisportverein Dynamo
Eisenach, der über unseren Schulsportverein die
Patenschaft hatte.
20.02.2009
Ich hatte heute meinen 72. Geburtstag erleben dürfen.
Im Internet erfuhr ich über StayFrends, dass mich
jemand aus früheren Zeiten noch kenne. Ich rief gleich
an und war in Verbindung mit einem dieser Turnmädchen,
das inzwischen auch bereits 56 Jahre alt ist und über
Begebenheiten mit mir berichtete, die ich längst
vergessen hatte. Ein Gesicht kann ich leider immer noch
nicht mit ihrem damaligen Namen in Verbindung bringen.
Aber das wird sich schon noch aufklären.
|
|
1965
endete meine Eisenacher Sportlehrerphase mit dem
Schuljahr. Den Sommer verbrachte ich noch als
Schwimmmeister in einem kleinen Örtchen Hallungen
im Hainichen. Das Schwimmbecken war sehr baufällig. Das
Wasser wurde aus einem Bach zugeführt. Wenn es regnete
schoss der Schlamm mit ins Becken und es dauerte Tage,
bis es wieder einigermaßen klar war. Bemerkenswert war
diese Episode deshalb, weil ich erstmals erleben konnte,
wie sich Jugendliche gerne in soziale Dienste einbringen
und Verantwortung übernehmen. Ich bildete sie in
Wasserrettung aus und setzte sie zur Schwimmbad
-Aufsicht mit ein. In diesem Sommer war das Schwimmbad
der soziale Mittelpunkt für diese jungen Burschen auf
dem Foto links. Wir haben auch nach Feierabend noch
zusammen gesessen, gekocht und Musik gemacht. Natürlich
ging es auch um Mädchen und Zukunftsthemen.
Zu diesem
Zeitpunkt war klar, dass ich die Region Eisenach
verlassen würde. Ich hatte eine Berufung als Lehrer an
das IfL II (Institut für Lehrerbildung II) in Weimar erhalten und musste mich beeilen,
dort eine neue Wohnung zu finden. Bis das gelang, musste
ich erst wieder einmal in einem Wohnheim untergebracht
werden.
Therapeut
>>>
|
So
sieht das Schwimmbad heute mit GoogleEarth
aus
|
|
|