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Pennälerzeit in Jena

Im Rückblick kann ich feststellen, dass die "Oberschule" (Klasse 9 - 12)  von 1951 bis ..55, also zu meiner Zeit, noch die Reste des alten humanistischen Gymnasiums der Vor - DDR - Zeit verkörperte. 

Pennal (von lat. penna, „Feder“), umgangssprachlich auch Penne (volksetym. von pennen für „schlafen“), ist eine Bezeichnung für eine weiterführende Schule. Im 17. Jahrhundert wurde der Begriff auch für Studenten der ersten Semester verwendet. Schüler eines Pennals wurden (und werden noch heute gelegentlich Pennäler genannt.

Eine weitere Bedeutung des Wortes Pennal besteht im Federkasten für Schreibfedern.

Adolf Reichwein entwickelte und erprobte in reformpädagogischen Modellen, ebenso wie in der Arbeiter- und Lehrerbildung, neue und richtungsweisende Bildungsformen. 

Das von mir damals besuchte Gymnasium trägt seinen Namen.

Der Fächerkanon und die Gliederung in naturwissenschaftlich, neusprachlich, altsprachlich entsprach dem noch. Humanistische Gymnasium (HG) mit Schwerpunkt bei den alten Sprachen (Latein, Altgriechisch). (Das Interesse am altsprachlichen Unterricht nimmt übrigens zur Zeit wieder zu, Lehrer unterrichten teils fachfremd. (FAZ, 21. April 2006). Gymnasium - Wikipedia Natürlich kam damals als Sprache in allen Zweigen Russisch hinzu und in Gesellschaftskunde und Geschichte wurden mehr und mehr andere Themen aus der Gegenwart unterrichtet. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass damals noch die freie Reise in den Westen möglich war (ich war 1954 z.B. einmal in Frankfurt/M., wo ich auch unseren ehemaligen Chemielehrer im Palmengarten traf), sodass wir mit eigenen Augen die unterschiedlichen Entwicklungen in den Besatzungszonen in Augenschein nehmen konnten. Solange es offene Grenzen gab, war auch keine Flucht in den Westen nötig und fand zunächst auch noch nicht in dem Ausmaß wie dann später statt. 

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Josef Stalin um 1942

aus Wiki  

Vorfall: 

J. Stalin war am 5.03.1953 gestorben. Am Todestag betraten wir wie immer den Klassenraum. Einer unserer Klassenkameraden ließ laut den Ruf erschallen "hört, hört, der Alte ist verreckt." Alle hatten es gehört und es wäre wohl nichts passiert, wenn es in unserem Klassenraum geblieben wäre. Dem war aber wohl  nicht so. E. L. wurde ab sofort vom Unterricht für mehrere Monate (?) suspendiert. Mir ist nicht bekannt geworden, dass sich einer seiner Mitschüler gegen diese Entscheidung gestellt hätte, mich inbegriffen. Was hielt uns davon ab? Partei und Regierung der DDR ordneten Staatstrauer an, Schulen waren geschlossen. Es wurde angeordnet, dass die SchülerInnen sich auf dem Friedhof in Jena zu einer Trauerfeier am Mahnmal einzufinden hatten. Dort wurden auch Tränen geweint, wie ich mich erinnere. Niemand konnte wohl ahnen, was für ein teuflisches Regime der paranoide Stalin in seinem Lande errichtet hatte.  Millionen Menschen sind im Gulag umgebracht worden.

Siehe: 

Durch Mord zum Sieg

ZEIT online - Zeitlaeufte - 50. Todestag Durch Mord zum Sieg

Deutschlandtreffen in Berlin 1954

Die der FDJ zugeschriebenen Ziele mit antifaschistischer Grundhaltung auf Weltfrieden ausgerichtet, konnten wir damals mit vertreten. Dass in der BRD noch viele Nazis in Amt und Würden waren, wurde uns mit den Vokabeln Revanchismus, Militarismus suggeriert und hatte sicher auch einen Wahrheitsgehalt. Mit welchen Zielen die Ulbrichts und Honeckers und Benjamins angetreten waren, hatte man uns tunlichst verschwiegen.

Im gleichen Jahr, am 17. Juni fand der Aufstand statt. Jena war eine Hochburg bei den Krawallen. Ich war Zeuge, als man auf dem Holzmarkt die SED-Zentrale gestürmt hatte und die Akten aus dem Fenster warf. Ich war Zeuge, als die russischen Panzer auffuhren und als geschossen wurde.   >>>

Es wurde geprügelt und verhaftet. Uniformen von Volkspolizisten wurden an Laternenmasten aufgehängt. In den Tagen danach fanden etliche Verhaftungen und  "standrechtliche Erschießungen" von Rädelsführern in der DDR statt. Unter den Verhafteten befand sich auch der Leiter des Hauses der jungen Techniker, in dem ich sehr aktiv war. Das Gebäude befand sich damals in der Nachbarschaft unserer Schule. Auch das Haus der FDJ in Jena-West hatte man verwüstet. Ich hatte dort gerade den Antrag gestellt, zum Segelfluglehrgang nach Wartin fahren zu dürfen, als dieser Vorfall sich ereignete. Ich habe mir meine Unterlagen aus dem Müll, der auf dem Hof lag, herausgefischt, um in Wartin ankommend ordentlich mit Papieren ausgestattet zu sein.

http://www.youtube.com/watch?v=5i-Q2efcigI

http://www.uni-jena.de/17Juni1953-skin-print.html

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/

http://www.17juni53.de/tote/diener.html

http://www.kas.de/wf/doc/kas_1947-544-1-30.pdf

In der "Republik" wurden gerade Klausuren geschrieben, denn wir standen vor dem Erwerb der Mittleren Reife. Da die Prüfungsaufgaben DDR-weit ausgeschrieben waren, fanden Klausuren an "ruhigen" Orten statt, in Jena wurden sie verschoben. Das Durcheinander dieses Moments habe ich dazu genutzt zu meinen ehemaligen Internatkumpels nach Wickersdorf in den Thüringer Wald zu fahren und Auskünfte über die Prüfungsfragen einzuholen, die wir dann auch in Jena ausgewertet hatten. Mein Besuch blieb dort nicht verborgen. Ich musste beim dortigen Direx Helmut Kormann antreten und mir den Marsch blasen lassen. 

Quelle: http://www.amazon.de

Für alle wurde deutlich, dass die DDR kein souveräner Staat war. Die russischen "Brüder" wollten die Lage im Griff behalten und haben ungeschminkt gezeigt, wer das Sagen hat.

Ich verstehe es immer noch nicht, dass ich nicht bereits damals gemerkt hatte, was der Kommunismus über uns brachte. Was Stalinismus bedeutet, haben uns erst später Chrustschow und seine Genossen vermittelt. Bücher deutscher Kommunisten wie das von M. Buber-Neumann konnte ich erst nach meiner Übersiedlung in den Westen lesen. Genau so habe ich die Bücher von Wolfgang Leonhard verschlungen. Mehr?

Die Revolution entlässt ihre Kinder. von Wolfgang Leonhard
Stalin. Am Hof des roten Zaren von Simon Sebag Montefiore

Amazon.de;  Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Eine Welt im Dunkel. Bücher Margarete Buber-Neumann

Haus Stern und Pumpenhäuschen  heute  

(Bild Wiki) 

Wickersdorf:

Ab der Oberschule (Klasse 9) war ich dort, in der sogen. Kaderschmiede des Sozialismus. Hierher brachten die Funktionäre des Staates ihre Nachkommen, um sie für künftige Aufgaben im Staatsdienst fit zu machen. Die russische Sprache zu lernen, war hier Hauptfach. Für mich schien es damals schon fest zu stehen, dass ich für diese Art Zukunft nicht zu haben war. Ab 10. Klasse war ich wieder in Jena und weinte Wickersdorf keine Träne nach. Grund: Es galten rüde Erziehungsmethoden. Das vertrauliche Du zwischen Lehrern und Schülern täuschte darüber hinweg, dass man für die Lehrer allgemein ein unterbelichteter Scheißkerl war, wenn man nicht nach ihrer Pfeife tanzte. Obenan in der Liste der Tyrannen stand Schulleiter Helmut Kormann. Er hatte etwas von Karl-Eduard von Schnitzler an sich. Öffentliche, zynische Bloßstellungen von Schülern im Speisesaal vor dem Essen waren seine Spezialität. Es gab Ausnahmen in der Lehrerschaft. 

Meine erste Ehefrau verbrachte die 9. Klasse ebenfalls in Wickerdorf. Sie erlebte dort das Jahr 1953, in dem Stalin starb und der Aufstand am 17.06. stattfand. Der Personenkult um Stalin fand ihrer Aussage nach seinen Gipfel, als man im Schulhof Stalins Bild aufstellte und die Schülerinnen und Schüler stundenlang schweigend Totenwache halten ließ. Am 17. Juni gab es Rundfunkhörverbot. Später rechtfertigte man die Niederschlagung des Aufstandes damit, dass die Urheber dafür die westdeutschen Militaristen wären, die ihn angezettelt hätten.    

 

 

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