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Wer kennt nicht das
Grunau-Baby, den Moazegottl? Hier sind sie zuhause. |
An einer der Wiegen des Segelfluges
Das Jahr 1990
blieb ohne Fliegerlager des Vereins. Ich war in diesen Tagen damit
befasst die Überwindung der deutschen Teilung zu verdauen und hielt
mich in jeder freien Minute bei Freunden und Verwandten im Osten auf
bzw. zeigte ihnen den Westen,
den sie bislang nur aus dem Fernsehen kannten. Erst 1991 machte ich
mich wieder auf den Weg. Diesmal wollte ich den Osten bereisen und
mir Eindrücke von der Gegend um Hirschberg mit Grunau verschaffen. |
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Zu diesem Zweck charterte
ich mir einen Astir CS und fuhr alleine nach Schlesien. Auf dem
Flugplatz von Jelenia Gora (ehem. Hirschberg) nahm man mich auf. Ich
durfte mein Zelt aufbauen und die vergammelten Sanitäreinrichtungen
benutzen. Oh Je, hier fehlt dringend Geld, alles ist im Zerfall
begriffen, war meine damalige Einsicht. |
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Ich fand in
Hirschberg eine total marode Bausubstanz vor, sah aber auch, dass
das Fluggerät gut und professionell gepflegt wurde. |
Das
Fliegen in Hirschberg erlaubte man mir von der Flugplatzleitung
erst, als meine Lizenz auf einer Behörde in Warschau umgeschrieben
vorlag. Das dauerte nur gut einen Tag. Dann hatte ich freie Bahn und
konnte das dortige Flugplatzleben studieren und genießen. Geschleppt
wurde hinter einer Jak 12, wie sie hier unten abgebildet ist. Marek
oder eine möpsige Frau waren die PilotInnen. Marek war sichtlich
daran interessiert es mir recht zu machen. Versetzen wir uns in die
Lage der osteuropäischen Piloten. Sie haben bisher auch nur ihre
eigene Version vom Segelfliegen erleben können. Die war stark vom
militärischen Denken geprägt und es war aufregend für sie zu
entdecken, wie wir Wessis mit den Dingen umgingen. Ich hatte ständig
Leute um mich, die mich beobachteten und einmal eine Hand auf eine
GfK-Fläche legen wollten. Marek sorgte für mich auch in den nächsten
Tagen. Dafür zahlte ich unsere gemeinsamen Restaurantbesuche. |
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Gebaut in Russland und Polen in der
Zeit von 1946
bis 1961. Metallbauweise, z.T. noch mit Stoff
bespannt.
Hier ein Exemplar des
www.luftfahrtmuseum.com
Marek, mein mir zugeteilter Begleiter, sprach einigermaßen deutsch.
Auch ich konnte mir über ihn viele Antworten auf meine Fragen holen. |
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Anekdote:
Das Wetter schien am 11.07.1991
günstig für den ersten Erkundungsflug. Hirschberg ist umgeben von
hügligem Gelände und bietet gewöhnlich gute thermische Bedingungen.
Aber als Greenhorn hatte ich die Situation wohl doch ein wenig
falsch eingeschätzt. Als ich eine gute Hebung unter den Flächen
spürte, habe ich in ca. 400 m ausgeklinkt. |
Das war ein fataler Fehler. Von nun
an ging es nämlich ausschließlich abwärts. Ich war ca. 20 Km vom
Startort entfernt, als ich mich zu einer Außenlandung entschließen
musste. Darin hatte ich ja eine Menge Routine. So weit, so gut. Ich
hatte nichts von wegen einer Rückholung abgesprochen und außerdem
war mir der Vorfall ziemlich peinlich. Mir blieb aber nichts Anderes
übrig, als über Funk meine Außenlandung zu melden. "O.K., die Jak 12
kommt gleich mal vorbei und guckt sich das aus der Nähe an". Nach
einer halben Stunde sah ich dann erleichtert die Maschine
einschweben und sich auf die Wiese setzen. Dem Flugzeug entstieg die
schon erwähnte üppig gebaute Frau. Sie ging zum Rand der Wiese und
schritt dann in langen Meterschritten deren Länge ab. Was das wohl
werden sollte, dachte ich für mich. Sie kam zurück und sagte etwas,
wie, den Astir auf die andere Seite der etwas abschüssigen Wiese
ziehen und dann den Start bergab. Es müsste schon gehen, sie hätte
300 m gemessen. Ich dachte für mich, das könne ja lustig werden.
Wahrscheinlich bekommt sie mich in die Luft, aber wie kommt sie über
die Baumwipfel hinweg, die das andere Ende begrenzen. "Geht gut",
sagte sie. Sie nahm ein 30 m langes Schleppseil aus der Jak und
schleppte mich mit dem Astir zum oberen Wiesenrand und nahm dort
Startposition ein. Ich stieg ein und ratz fatz starteten wir mit
schleifender Fläche und alles ging gut. Wow, dachte ich, die hat
Courage und vermutlich einen Haufen Erfahrung. Das wäre in
Deutschland kaum möglich gewesen. Hier schien es ganz normal zu
sein. |
Das alte Fluggelände Grunau
liegt 6,5 Km außerhalb Hirschbergs auf einem Bergrücken. Verglichen
mit historischen Bildern nicht mehr wieder zu erkennen. Aber beim
näheren Hinsehen konnte man dann doch erkennen, dass fast alles noch
am selben Platz war. Die Haupthalle beherbergt ein kleines
Segelflugmuseum mit den wichtigsten Stationen dieser Anlage, die
später natürlich auch den Nazis als NSFK - Platz diente. Seine
Bedeutung hat Grunau allerdings für den Segelflug weitgehend
verloren. Obwohl die Jak 12 durchaus auf der etwas abfallenden Wiese
starten und landen und auch
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rausschleppen könnte, wird die
alte Schule ihrer historischen Dimension nicht mehr gerecht. Das
Grunau Baby II ist auch heute noch in Segelfliegerkreisen in aller
Munde, aber der Ort als solcher ist heute nicht mehr in unserem
Bewusstsein. Da ist es gut, wenn Traditionsvereine sich seiner
annehmen und die Erinnerung an Grunau wach halten.
Am 16.07.91 hatte es sich
eingeregnet und ich hatte keine Lust alleine auf dem Platz zu
verweilen und von Gasthaus zu Gasthaus zu pendeln. Ich hatte
gesehen, was ich sehen wollte und fand Menschen vor, mit den man
Freundschaft schließen konnte. Dabei war auch sichtbar, dass die
alte Zeit noch nicht gänzlich überwunden war. Immer noch wurden die
Flugschüler in Gruppen bis zu 30 Anwärtern zusammengefasst,
vormittags mit Theorie gefüttert und am frühen Nachmittag begann
dann der Flugdienst. Der noch umgehende militärische Drill war
unübersehbar. |
Historisches FOTO |
Fluggelände bei
Jenlenia Gora |
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<<< Juli 1991
Luftbild des Geländes aus meinem Astir
Das Album:
https://c.web.de/@357524520157840080/
G4I7QMczTJytjRQZN8V83Q
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Der Starthang für
Gummiseilstarts. Das Rückholen wurde auf einer motorgestützten
Gleisanlage praktiziert. |
Hier bei Grunau
wurde die Leewelle (Moazagotl) 1933 von Wolf Hirth entdeckt.
Vor meinem ersten
Flug über Polen musste meine deutsche Lizenz erst einmal in Warschau
bestätigt werden. Das dauerte erstaunlicher Weise nur einen Tag. Wie
die das wohl geschafft haben? |